Verdauung - wer macht da eigentlich die Arbeit?

Jeder der Kinder hat kennt das. Dieses stolze Gesicht, wenn es das erste mal auf dem Töpfchen geklappt hat. Und je nach Erziehungsstil kommt dann auch prompt   ein: Das hast DU aber super gemacht (oder ähnliches)!

Falsch! Eigentlich müsste es nämlich heißen:Toll! Das habt IHR aber super gemacht! 

Wieso? 

Lassen sie uns die Verdauung doch mal als ein Müll- Recycling System vorstellen. 

Dann wären wir, also sprich unser Körper die Verbrennungsanlage (Magen), die Müllautos (Lymphe), die Mülldeponie (Darm), die Müllverwertungsstelle (Dünndarm). Das ist ja schön und gut, aber wer erledigt denn die Arbeit? Richtig, die Müllmänner (Mikroben). Wollen wir uns die Müllmänner (Mikroben) doch einmal genauer anschauen. 

Und mit genau, meine ich genau, denn die besagten Müllmänner sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Stellen wir uns vor, wir schauen von einer Raumsonde auf die Erde, dann würden wir Berge sehen, Meere und Länder. Aber Menschen könnten wir keine erkennen obwohl sie da sind. Genauso  verhält es sich mit unseren Müllmännern. Gehen wir doch ein wenig näher ran ...... dann erkennen wir Städte und Dörfer an ganz unterschiedliche Orten. Die einen machen es sich in der absoluten Kälte gemütlich, wo hingegen andere es nicht heiß genug haben können. Was erkennen wir noch, wenn wir noch etwas näher zoomen? In den Ländern wo es wirtschaftlich gut läuft, wird der Müll sehr gut recycelt und die Kapazitäten werden voll ausgeschöpft. Aber in den Ländern wo es wirtschaftlich nicht so gut aussieht (auf den Körper bezogen wäre das z.B. Krankheit, schlechte Ernährung, Antibiotikabehandlung), da lässt das Recycling zu wünschen übrig. Die Müllautos kommen zu spät oder gar nicht. Die Müllmänner die bereit sind unter diesen schlechten Bedingungen noch zu arbeiten, sind restlos überfordert. Der Müll bleibt liegen, es bilden sich Sümpfe und Unkraut wuchert überall. Das lockt leider  nicht nur Müllmänner an, sondern auch noch recht zwielichtige Gestalten. Diese Gestalten, nennen wir sie mal schlechte Mikroben, können einem das Leben echt schwer machen. Durchfall ist da noch fast das harmloseste was einem passieren kann. Reizdarmsyndrom, Allergien, Asthma und Autoimmunkrankheiten sind nur einige Krankheiten die im Repertoire der "schlechten Mikroben" zu finden sind.

Jetzt heißt es für uns Hand anlegen.

Wie? Dafür gibt es ein paar Möglichkeiten, die ich hier einmal vorstellen möchte. 

 

 Ein Mensch besteht nur aus 15% eigenen Zellen, das Mikrobiom (alle Mikroben zusammen) macht ca. 75% aus. Wenn sie nun vorhaben mit ihrem Mikrobiom in Kontakt zu treten, um es zu unterstützen, da es sie ja immerhin einen Großteil ihres Lebens begleitet und beeinflusst, ist hier eine Warnung angebracht!!! 

Wenn sie sich in der Blüte ihres Lebens befinden, und vor oder nach dem Essen ins Zwiegespräch mit ihren Mikroben gehen, wird man sie wahrscheinlich für einen "spirituellen Spinner" halten (wobei Mikroben so rein gar nichts mit Spiritualität am Hut haben). Sind sie allerdings schon etwas älter, könnte das tägliche Zwiegespräch in einem "One Way Ticket" ins Altersheim enden, da man an ihren kognitiven Fähigkeiten zu Zweifeln beginnt.

Wie so oft, wenn ich über wissenschaftliches schreibe, zitiere ich eine sehr gute Band (Tocotronic): " DIE IDEE WAR GUT, ABER DIE WELT NOCH NICHT BEREIT"

Also empfehle ich fürs erste, unser Mikrobiom auf andere Art zu pflegen und zu schützen. 

Das ist gar nicht so schwer wie man denkt. 

- Nehmen sie hauptsächlich pflanzliche Nahrung zu sich

- Vergewissern sie sich vor einer Antibiotikabehandlung ob wirklich eine bakterielle Infektion vorliegt, dazu kann man einen einfachen : Procalcitonin Test beim Haus oder Kinderarzt durchführen lassen. 

- Probiotika, nicht unbedingt in Form von teurem Joghurt, sondern in altbewährten. Menschen essen nämlich schon seit sehr langer Zeit "probiotisch". Jede Kultur hat da ganz unterschiedliche Gerichte auf dem Speiseplan: 

. Deutschland: Sauerkraut (aus dem Reformhaus oder Biomarkt, da konventionelles Kraut oft zu stark erhitzt wird und die Bakterienstämme dadurch absterben), eingelegte Gurken, Sauerteigbrot

. Frankreich: Creme fraiche, löchriger Käse

. Türkei: Ayran 

. Italien: Salami, Oliven

. Asien: Sojasauce, Kombucha Getränke, Miso Suppe

. Indien: Lassi

Wie sie schon sehen können, heißt das Zauberwort: Fermentieren!

Für eine normale Mülldeponie sollten diese Maßnahmen ausreichend sein. Falls aber schon die Müllmänner mit Streik drohen, weil der Zustand der Deponie nicht mehr hinnehmbar ist und ein ordentliches Arbeiten nicht mehr zulässt, müssen wahrscheinlich schwerere Geschütze aufgefahren werden. Das könnte dann eine Kur in Form von verschieden nützlichen Mikroben sein. 

Unsere Mikroben führen noch ein Schattendasein, dass aber in naher Zukunft immer aktueller werden wird, da man mit Hilfe der guten Bakterien versucht vielen "Zivilisationkrankheiten" auf die Schliche zu kommen. Die Zeichen dafür sehen ziemlich positiv aus. Wollen wir hoffen, dass unseren Müllmännern endlich der Respekt entgegengebracht wird, den Sie verdienen. 

 

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